Therapie & Nachsorge
Individuelle Therapieempfehlung
Das Brustzentrum am Englischen Garten (BzaEG) hält jede Woche eine sog. „Tumorkonferenz“ in der Frauenklinik Dr. Geisenhofer ab. Daran nehmen die Zentrumsärztinnen und –Ärzte der unterschiedlichen Fachrichtungen teil. Sie erörtern für jede Patientin im Konsens einen individuellen Therapieplan, der den aktuellen Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Senologie folgt. Wesentlicher Bestandteil unseres Qualitätsanspruchs in der Therapie ist zudem – nach Möglichkeit – die Brusterhaltung statt Entfernung.
Die Therapieempfehlung wird mit der Patientin zeitnah besprochen und das weitere notwendige Vorgehen geplant und organisiert. Alle Untersuchungs- und Operationsergebnisse werden in der wöchentlichen Tumorkonferenz vorgestellt und diskutiert.
Dies geschieht sowohl vor einer eventuell notwendigen Operation (präoperative Tumorkonferenz) als auch nach einer eventuell notwendigen Operation (postoperative Tumorkonferenz).
Therapie
Bei der Behandlung von Brustkrebs stehen im Wesentlichen drei unterschiedliche Therapien zur Verfügung:
- die Operation
- die Strahlentherapie und
- die Behandlung mit Medikamenten (Chemotherapie, Antihormontherapie, Antikörpertherapie)
Lymphknoten sind körpereigene Filter, die schädliche Stoffe aus den Lymphbahnen abfangen, wie z.B Gifte, Erreger, Zellfragmente, gegebenenfalls auch Krebszellen.
Als Wächterlymphknoten (engl. „sentinel node“), wird derjenige Lymphknoten bezeichnet, zu dem die Lymphe aus dem Tumorgebiet als erstes abfließt. Erst danach erreicht sie weitere Lymphknoten im Gebiet der Achselhöhle. Dieser Lymphknoten wacht also sozusagen über die anderen Lymphknoten. Er ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auch der erste Lymphknoten, in dem sich Tumorzellen finden.
Beim Wächterlymphknoten-Verfahren wird der erste Knoten der Lymphstrombahn ausfindig gemacht, während der Operation entfernt und auf Krebszellen hin untersucht. Das Aufspüren des Wächterlymphknotens geschieht, indem man ihn mit einem Farbstoff oder einem schwach radioaktiven Eiweißpräparat markiert.
Finden sich in dem Gewebe-Präparat des Wächterlymphknotens keine Krebszellen, kann auf die Entfernung von weiteren Lymphknoten verzichtet werden. Nur wenn der Wächterlymphknoten Krebszellen enthält, werden vorsichtshalber die anderen bis zu 15 Lymphknoten im Achselbereich ebenfalls entfernt.
Brusterhaltende Operationen
Bei dieser Operation wird nur das Tumortragende Gewebe aus der Brustdrüse entfernt, die Brust an sich bleibt erhalten. Die Erfolge dieser Verfahren stehen denen einer vollständigen Brustentfernung nicht nach, jedoch sind gewisse Voraussetzungen wichtig, welche Ihre Ärztin oder Ihr Arzt gerne individuell mit Ihnen bespricht.
Ablative Brustoperation (Mastektomie)
Wenn die gesamte Brust entfernt werden muss, spricht man von einer Mastektomie oder auch Ablatio. Unter bestimmten Voraussetzungen ist es auch bei einer Mastektomie möglich, die Brustwarze zu erhalten. Die verschiedenen Verfahrensweisen wird die Operateurin oder der Operateur im Einzelnen erläutern.
Wiederaufbau der Brust
Die Rekonstruktion der weiblichen Brust hat die Wiederherstellung der Form und Ästhetik der Brust zum Ziel. In den letzten Jahren hat die Brustrekonstruktion nach Abnahme der Brust immer mehr Beachtung gefunden. Für die Rekonstruktion der weiblichen Brust stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung, die individuell mit der Patientin gemeinsam geplant werden.
Ein Wiederaufbau kann unter günstigen Umständen gemeinsam mit der Tumorentfernung in einer Operation (primärer Aufbau der Brust) durchgeführt werden. Unter gewissen Voraussetzungen ist es jedoch ratsam, erst nach vollständiger Therapie den Eingriff für den Brustaufbau durchzuführen. Dann spricht man von einem sekundären Aufbau der Brust. Die Brustrekonstruktion ist jederzeit zu einem späteren Zeitpunkt möglich. In jedem Fall wird der plastische Chirurg die Optionen abwägen und mit der Patientin diskutieren.
Verfahrenswahl zur Rekonstruktion
Nach sorgfältiger Voruntersuchung und individueller Beratung stehen uns folgende Verfahren zur Verfügung:
- Aufbau durch körperfremdes Gewebe (Expander/Implantat), ggf. mit sog. azellulären Matrices (ADM)
- Aufbau der Brust durch körpereigenes Gewebe
a. Aufbau mit Gewebe vom Rücken (Latissimus Muskel oder TDAP-Lappenplastik)
b. Aufbau mit Gewebe vom Bauch (DIEP-Lappenplastik, früher TRAM-Lappenplastik, und SIEA-Lappenplastik)
d. Rekonstruktion der Brust mit Gewebe vom Oberschenkel und aus der Gesäßfalte (TMG-Lappenplastik)
Äußere Brustprothesen
Sollte ein Wiederaufbau der Brust nicht gewünscht sein oder infrage kommen, gibt es geeignete äußere Brustprothesen. Diese bestehen in der Regel aus einem Kissen auf der operierten Seite, welches in BH oder Badeanzug etc. eingenäht ist. Aufgrund einer perfekten Anpassung ist der Unterschied von außen nicht erkennbar.
In jüngerer Zeit sind auch Gel-Prothesen verfügbar, die nicht in die Wäsche eingenäht werden müssen und direkt auf der Haut getragen werden
Die Kosten für eine Brustprothese übernimmt regelhaft die gesetzliche Krankenversicherung.
Nach der Operation
Damit keine Nachblutungen in die Wunde entstehen oder sich Gewebewasser ansammeln kann, werden Saugschläuche (Drainage) während der Operation unter die Brusthaut gelegt. Diese werden noch in der Klinik vor der Entlassung wieder entfernt.
Die Fäden werden acht bis zehn Tage nach der Operation gezogen. Die Wunde verheilt in der Regel in drei bis vier Wochen.
Bei einer Chemotherapie werden Zytostatika verabreicht. Ziel der Therapie ist die sichere Abtötung der sich schnell vermehrenden Krebszellen und ein Verhindern des neuen Wachstums.
Nach den aktuellen Empfehlungen wird eine Chemotherapie meist Patientinnen mit befallenen Lymphknoten in der Achselhöhle sowie für Patientinnen, die ein erhöhtes Risiko tragen, empfohlen.
Stete Forschung und groß angelegte Studien haben dafür gesorgt, dass eine Chemotherapie sehr individuell zugeschnitten werden kann. Je nach Tumorbiologie werden die Medikamente zielgerichtet eingesetzt. Die Chemotherapie wird, je nach Eigenschaften des Tumors, oft mit einer Antikörpertherapie oder einer Immuntherapie kombiniert.
Wie wirkt die Chemotherapie?
Zytostatika wirken vor allem auf Zellen, die sich schnell und ständig teilen, wie z. B. Krebszellen.
Besonders empfindlich sind die Zellen in der Phase der Zellteilung. Sie greifen in diesen Teilungsprozess von Zellen ein, indem sie gezielt deren Vermehrung stoppen.
Die Chemotherapie wird nach einem Schema mit festen Zeitabständen verabreicht um die Krebszellen jeweils in ihren Teilungsphasen zu bekämpfen. Durch mehrere Behandlungen können also auch diejenigen Krebszellen getroffen werden, die bei einer früheren Anwendung in der Ruhephase waren und sich nicht teilten. Dabei werden die Medikamente einzeln oder in Kombination, meist als Infusion oder Injektion, manchmal auch in Tablettenform verabreicht. Einen Abschnitt der Behandlung nennt man „Zyklus“. In der Regel umfasst die Behandlung sechs Zyklen, zwischen denen Pausen von einer bis drei Wochen liegen.
Mögliche Nebenwirkungen der Chemotherapie
Zytostatika wirken auf Zellen, die sich schnell teilen. Dies sind nicht nur Krebszellen, sondern auch Zellen im Blut, des Verdauungstraktes, der Eierstöcke und der Haarwurzeln. Als Nebenwirkungen von Zytostatika können Haarausfall, Übelkeit, Fieber, Erbrechen, Durchfall und Haut- und Schleimhautreizungen auftreten. Diese Nebenwirkungen können vermieden werden und klingen nach Ende der Behandlung von alleine wieder ab.
Wofür werden die Bestrahlungen eingesetzt?
Die Strahlentherapie ist fester Bestandteil bei der Behandlung von Tumoren der Brust. Sie dient der Vernichtung von möglicherweise nach der Operation noch vorhandenen einzelnen Tumorzellen am Ort des ursprünglichen Tumors
Wie wirkt die Strahlentherapie?
Die in der Strahlentherapie eingesetzten Strahlen sind fast immer Wellenstrahlen (Photonen). Die Strahlung, die durch das bestrahlte Gewebe geht, entsteht im Bestrahlungsgerät nur für den kurzen Zeitraum der Strahleneinwirkung.
Dabei werden Tumorzellen geschädigt. Tumorzellen können sich nicht von dem Strahlenschaden erholen und sterben ab. Gesunde Zellen erholen sich sehr schnell.
Die Patientin behält keine Strahlung im Körper und sendet nie selbst Strahlung aus.
Ablauf der Strahlentherapie
Die Strahlentherapie wird nach der Operation eingeleitet, wenn die Narben innen und außen ausreichend abgeheilt sind, in der Regel geschieht dies nach 4-6 Wochen. Wird eine Chemotherapie eingesetzt, erfolgt die Strahlentherapie erst im Anschluss.
Bevor die Strahlentherapie beginnt, wird die zu bestrahlende Region mit einer speziellen Planungs-Computertomografie vermessen und in das Bestrahlungsplanungs-System eingelesen.
Mit diesem Bestrahlungsplanungs-System erstellen die Ärztinnen und Ärzte zusammen mit ihren Medizinphysikern für jede Patientin einen individuellen Bestrahlungsplan. Dabei legen die Ärztinnen und Ärzte die tägliche Dosis und die Gesamtdosis der Behandlungsserie fest. Daraus ergibt sich die Zahl der Sitzungen.
In der Regel wird 3 bis 7 Wochen lang montags bis freitags, also insgesamt 15-35 Mal eine Bestrahlungssitzung durchgeführt. Die eigentliche Bestrahlung dauert nur wenige Minuten, die ganze Sitzung mit den Vorbereitungen etwa 10 - 20 Minuten.
Verträglichkeit der Strahlentherapie
Die meisten Patienten vertragen die Strahlentherapie vom Befinden und von den örtlichen Nebenwirkungen her gut.
Fast immer kommt es gegen Ende der Strahlenserie zu einer geringfügigen, manchmal auch zu einer deutlichen Rötung der Haut der bestrahlten Region und manchmal zu einem leichten Anschwellen der Brust. Auch kann sich ein Müdigkeitsgefühl einstellen. Andere Nebenwirkungen wie z. B. leichte Übelkeit sind sehr selten.
Normalerweise sind die Beschwerden ungefähr 3 Wochen nach Abschluss der Strahlentherapie wieder abgeklungen.
Aufgrund der hochsensiblen Bestrahlungsgeräte sind heutzutage keine schwerwiegenden Folgen zu erwarten.
Wie wirkt die Antihormontherapie?
Die Antihormontherapie blockiert das durch weibliche Hormone ausgelöste Krebswachstum. Die Therapie hat jedoch nur dann Erfolg, wenn die jeweiligen Tumorzellen überhaupt auf Hormone reagieren. Dazu müssen bestimmte Andockstellen auf den Tumorzellen vorhanden sein, sogenannte Hormonrezeptoren.
Bei etwa 40 % der Frauen vor den Wechseljahren und 60 % der Frauen nach den Wechseljahren können im Tumorpräparat solche Andockstellen nachgewiesen werden.
Welche Antihormonbehandlung zur Anwendung kommt ist vom Menopause-Status abhängig. Der Erfolg der Therapie hinsichtlich Neuerkrankung wurde vielfältig nachgewiesen.
Nachgewiesen ist jedoch, dass der Therapieerfolg signifikant erhöht ist insbesondere was eine neue Erkrankung betrifft.
Mögliche Nebenwirkungen der Hormontherapie
Im Vergleich zur Chemotherapie treten bei der Hormontherapie verhältnismäßig selten Nebenwirkungen auf. Die Nebenwirkungen hängen hauptsächlich mit dem ausgelösten Hormonmangel zusammen und können sich als Hitzewallungen oder trockene Schleimhäute äußern.
Bei der Nachsorgeuntersuchung wird die Ärztin oder der Arzt eine körperliche Untersuchung vornehmen, bei der besonders auf Symptome geachtet wird, die auf ein neuerliches Tumorauftreten hindeuten könnten. Sie oder er wird Sie ebenfalls nach Ihrem Befinden, Ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit, nach Auffälligkeiten, Beschwerden und körperlichen Veränderungen fragen. Sie können alle Fragen stellen, die Sie bezüglich Rehabilitation im psychischen, sozialen, familiären, körperlichen und beruflichen Bereich beschäftigen.
In der Regel werden die Untersuchungen in den ersten drei Jahren nach der Behandlung alle drei Monate durchgeführt. Die Abstände vergrößern sich in auf sechs bis zwölf Monate in den nachfolgenden Jahren. Die operierte Brust wird in den ersten drei Jahren halbjährlich mammographiert, die gesunde Brust einmal jährlich.
Zur Dokumentation der Nachsorgeuntersuchungen dient ein sog. Nachsorgekalender. Dieser wird Ihnen von Ihrem behandelnden Arzt, der die primäre Therapie durchgeführt hat (Operateur/Chemotherapeut) ausgestellt.
Rehabilitation
Patientinnen mit bzw. nach einer Krebserkrankung haben gesetzlich garantierte Ansprüche auf Rehabilitationsleistungen, die Ihnen die Bewältigung der Krankheits- und Behandlungsfolgen sowie den Wiedereinstieg in den Alltag erleichtern sollen.
Dazu zählen Maßnahmen der stationären Rehabilitation/Anschlussheilbehandlung, die Ausstellung eines Schwerbehindertenausweises sowie die Unterstützung bei der beruflichen Wiedereingliederung.
Menschen mit Krebserkrankungen benötigen neben der medizinischen Versorgung auch eine spezielle pflegerische Betreuung. Pflegefachkräfte leisten im onkologischen Behandlungsteam mit ihrem spezifischen Fachwissen und ihrer Kompetenz einen wesentlichen Beitrag, damit Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörige die Auswirkungen der Erkrankung und Therapie besser bewältigen können.
Über die fundierte Grundausbildung hinaus ist ein umfassendes Fachwissen unabdingbar und wird durch eine onkologische Fachweiterbildung sichergestellt. Die zweijährige berufsbegleitende Weiterbildung zur onkologischen Fachpflegekraft entspricht europäischen Standards und wird gemäß den Richtlinien der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) durchgeführt.
Onkologische Pflegefachkräfte in unserem Brustzentrum besitzen die notwendige Handlungskompetenz, Betreuungskontinuität, und haben als Schnittstelle zwischen Ärzteteam, Patientin und Angehörigen eine Schlüsselposition.
Folgende Aufgaben werden von der Pflegefachkraft für Onkologie verantwortlich übernommen:
- Qualitätssicherung/ Qualitätsentwicklung
- Einhaltung von Hygiene-, Unfallschutzvorschriften und Vorgaben aus dem MPG, sowie von klinikinternen Vorgaben
- Beratung und Schulung von nicht onkologisch spezialisierten Mitgliedern des Therapeutischen Teams
- Mitwirkung bei der Einarbeitung von neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Anleitung von Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Weiterbildung „Pflege in der Onkologie“ unter besonderer Berücksichtigung onkologischer Spezifika
- Mitwirkung bei internen Fortbildungen
- Teilnahme an internen und externen onkologiespezifischen Fortbildungen zur eigenen Fort- und Weiterbildung
- Mitwirkung an qualitätssichernden Verfahren (z.B. Zertifizierungsverfahren)
- Sicherstellung und Kontrolle der Pflegequalität auf der Station unter Berücksichtigung der für die Onkologie spezifischen Aspekte
- Bei Bedarf Einbeziehung von psychoonkologischer Betreuung